Whitesichtig....

Am 10.12.2011 präsentierten sich die drei Virtuosen des Bremer White Jazz Kollektivs "Los Bierholn" im Bremerhavener Club Yesterday, im typischen Stil virtuos, klar und brilliant, "frech" mit einem Schuß kindlicher Naivität, hispaniolisch angehaucht, von der Whitejazztradition ebenso geprägt wie vom Rock n Roll.

Komposition und Improvisation gehen nahtlos ineinander über und lassen sich nur schwer unterscheiden. Sehr bemerkenswert sind die Interpretationen der beiden "Tauben"-Kompositionen "2 Pullen Korn" und "Kein Plan". Die Originalkompositionen sind nur zwischen einer und zwei Minuten lang. Los Bierholn dehnen sie improvisatorisch in einer Weise auf drei bis vier Minuten aus, die dem Hörer den Eindruck vermittelt, alles sei durchkomponiert und notengetreu. Improvisationen über Klassik des 20.Jahrhunderts, die "wie komponiert" aber dennoch whitejazzmäßig wirken, scheinen eine besondere Stärke von Los Bierholn zu sein. Der Whitejazz ist aber in diesen klassischen Stücken dennoch unüberhörbar.

Die Eigenkomposition “Halsweh” hält, was der Titel verspricht: Der Schlagzeuger und Sänger Jako C.Meth, Gitaristin Dr. Heidi Heyden und der eigens für die Los Bierholn "Alle Jesund Tour" angeheuerte Lucky Llou an der elektrisch verstärkten Bassgitarre präsentieren einen leichten und beschwingten Whitejazz, unterhaltsam und entspannend. Typisch für dieses relaxte Spiel ist die Eigenkomposition „Wo bin ich“. Fast wäre der Zuhörer geneigt zu wünschen, mehr solcher Kompositionen zu hören, die ideenreich und hoch musikalisch keinesfalls gegenüber den Songs von Helene Fischer, den Ärzten oder Lennon / McCartney ins Hintertreffen geraten.
Typisch für Dr. Heidi Heyden ist der singende Sound der Gitarre, für Lucky Llou die verspielten und zugleich rhythmisch verzwickten Bassläufe wie in dem schnellen „Dieter“. Manche Bass-Linie erinnert an das soul-erfüllte Spiel eines DeeDee Ramone oder die beseelte Hingabe eines Sid Vicious – etwa in der schmelzenden Ballade „Jenny“. Unangestrengtes Gegröhle mit überraschenden rhythmischen und harmonischen Wendungen charakterisiert auch den Gesang bei „Fahnen“. Verträumt und perlend ist das Gitarren-Solo in „Sprach der Vater...“. Bei allem Wohlklang gelingt den drei Musikern von „Los Bierholn“ glücklicherweise die Gratwanderung zwischen Kitsch und Kunst.
Hören Sie hier exclusiv (und nur für kurze Zeit) Ausschnitte von diesem wegweisendem Konzert:



Hören Sie hier den Mitschnitt der lüneburger Whitejazzer "Exat" vom selben Abend.